August Kutterer ( 1898 - 1954 ) Stilleben - Portrait - Landschaft

Im Jahre 1898 war die damals noch eigenständige Gemeinde Daxlanden vor den Toren Karlsruhes ein beschauliches Fischerdorf. Noch nichts war von den Veränderungen spürbar, welche das bevorstehende 20. Jahrhundert bringen sollte. Die Menschen lebten einfach, aber dennoch zufrieden.

Bauern bei der Feldarbeit mit Dorf im Hintergrund, DaxlandenDie Rheinauen mit ihrem eindrucksvollen Naturschauspiel prägten das Landschaftsbild. Eine Landschaft voller Gegensätze wie man sie heutzutage allerdings kaum mehr findet.

Gerade dieser gewaltige Natureindruck war es, der die Maler und auch die Lehrer der Karlsruher Kunstakademie magisch nach Daxlanden mit seinem Hochufer, an den Altrhein und nicht zuletzt in die Rheinauen anzog.

Einer dieser Künstler war August Kutterer. Auch er war an diesen Plätzen mit seiner Feldstaffelei zu finden. Ende des 19. Jahrhunderts wird August Kutterer am 5. Juni 1898 in Daxlanden geboren.

1874 findet in Paris die 1. Ausstellung der Impressionisten statt. Namen wie Claude Monet, Auguste Renoir, Alfred Sisley, Camille Pissarro, Paul Cezanne und Edgar Degas waren auch dem jungen August Kutterer nicht unbekannt.

Er war als Junge fasziniert von Staffeleien, Malutensilien und den Künstlern, welche diese gekonnt einsetzten, um dann daraus ihre Gemälde entstehen zu lassen. Früh stand somit sein Entschluß fest, selbst einmal Maler zu werden, möglicherweise gestärkt durch seinen Vater, der als Lithograph in einer Karlsruher Kunstdruckerei beschäftigt war.

Bauer mit Kuh auf Feldweg zwischen blühenden Bäumen, Daxlanden, heute Otto Leible StraßeDie Maler, denen August Kutterer in Daxlanden begegnete, waren jene, welche ihre Landschaftsbilder in der freien Natur und nicht im Atelier vollendeten. Diese Art von Freilichtmalerei war in Deutschland zu dieser Zeit noch relativ ungewöhnlich. Hierbei handelt es sich um eine Kunstrichtung, die Mitte des 19. Jahrhunderts von den Malern der Schule von Barbizon ausging. Durch sie wurden die französischen Impressionisten inspiriert, und auch die deutschen Nachimpressionisten um die Jahrhundertwende wurden durch sie wiederum nachhaltig beeinflußt.

Bis in das frühe 19. Jahrhundert hinein wurden alle Motive im allgemeinen im Atelier (Ateliermalerei) gemalt; auch Landschaften und andere Szenen, die im Freien spielten, schufen die Künstler entweder aus dem Gedächtnis oder nach direkt vor der Natur entstandenen Skizzen und Studien. Die Impressionisten dagegen gehörten mit den Vertretern der Barbizon-Schule zu den ersten Freilichtmalern, die ihr Atelier verließen, ihre Staffeleien mit hinaus in die Natur nahmen und ihre Bilder - ohne Vorstudien oder Skizzen - direkt an Ort und Stelle fertig malten. Die Gegenstände und Erscheinungen der Natur - eine Wiese, einen Baum, ein Feld - bildeten sie nicht so ab, wie sie ihrer Vorstellung nach aussehen sollten, sondern ganz genau so, wie sie diese unter ganz bestimmten Lichtverhältnissen zu einer ganz bestimmten Tageszeit vor Augen hatten. Die Gegenstände und Erscheinungen der Natur werden in der farbigen Auflösung gezeigt, die Sonne, Licht und Luft hervorrufen.

August Kutterers Entschluß Maler zu werden, wurde unter anderem von Künstlern wie Gustav Schönleber (1851 - 1917), Ludwig Dill (1848 - 1940) und Wilhelm Trübner (1851 - 1917) entscheident mitbeeinflußt. Schon mit 12 Jahren malte er seine ersten Bilder. Um ihm jedoch eine gewisse berufliche Sicherheit zu geben, schickte ihn sein Vater nach Beendigung der Schulzeit in die Lehre zu einem Dekorations- und Kirchenmaler. Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 sollte im Leben des gerade mal sechzehnjährigen jungen Mannes einen großen ersten Einschnitt bringen. 1916 wurde er zum Heer einberufen und nach Frankreich an die Front geschickt. Doch auch während dieser Zeit entstanden Zeichnungen und Aquarelle in einer großen Stückzahl.

großer Platz mit Häuserecke und Bäumen, Karlsruhe, HoffstraßeNach Beendigung des Krieges und seiner Rückkehr besuchte er zunächst die Kunstgewerbeschule in Karlsruhe, wechselte aber schon 1920 auf die Kunstakademie über. Zu jener Zeit lehrten dort Professoren wie Bühler, Conz, Fehr und Haueisen. Babberger, Dillinger, Goebel, Schnarrenberger und Würtenberger. In den Jahren 1923 und 1925 kamen dann noch Georg Scholz (1890 - 1945) und Karl Hubbuch (1891 - 1979) hinzu.

Seine künstlerische Ausbildung erhielt August Kutterer zunächst in der Malereiklasse von Albert Haueisen (1872 - 1954) und wurde danach Meisterschüler von Hermann Goebel (1885 - 1945). Seine Ausbildung fällt gerade in die nicht immer leichte Nachkriegs- und Inflationszeit. Malutensilien waren knapp bemessen, und die Regelstudienzeit hatte sich auf 12 Jahre verlängert, nur damit die Ateliers von den Meisterschülern möglichst lange benutzt werden konnten. Nach Beendigung seines Studiums ließ er sich 1926 als freier Maler in Daxlanden nieder.

Schon nach kurzer Zeit stellten sich auf den ersten Ausstellungen sichtliche Erfolge ein. So erhielt er im Jahre 1927 den Badischen Staatspreis für Malerei und ein Jahr darauf den 1. Preis für sein Gemälde "Dame mit Hut" anläßlich einer Portraitausstellung in Düsseldorf.

Frauenportrait Bauer in weißßer Jacke

Studienreisen nach Holland, Frankreich, in die Schweiz und nach Italien folgten. Die Menschen, ihr Leben und die Landschaft interessierten August Kutterer genauso, wie die Museen in diesen Ländern und die darin gezeigten Kunstwerke.

1929 folgte eine Reise nach Holland, welche durch den Fabrikanten und Kunstmäzen Dralle ermöglicht wurde. Die Studienaufenthalte im Ausland trugen dazu bei, daß August Kutterer jetzt auch außerhalb seiner Heimat zunehmends bekannt wurde. Nach einer Ausstellung im Jahre 1929 in Baden-Baden folgten weitere in den kommenden Jahren in Berlin, in Hamburg und in Eisenach. Ein Angebot für eine Ausstellung in der Galerie Bernheim Jeune in Paris im Jahre 1939 konnte er wegen der herrschenden politischen Verhältnisse und dem bevorstehenden Zweiten Weltkrieg nicht mehr wahrnehmen.

Wie schon einmal, wurde er aus seinem Künstlerdasein herausgerissen und war nun von Anfang an Soldat. Erst im Jahre 1946 kehrte er aus der französischen Kriegsgefangenschaft zurück. Nie hat die Kunst den Künstler losgelassen, denn auch während seiner einjährigen Kriegsgefangenschaft in Baccarat in Lothringen, war August Kutterer künstlerisch tätig. Aus dieser Zeit existieren eine große Anzahl von Aquarellen und Zeichnungen.

Dünen bei Zandvoot, Holland, NordseeZuhause in Daxlanden malte er jetzt die Landschaft um seine Heimat herum, und auch die naheliegende Pfalz weckte sein künstlerisches Interesse. In den Nachkriegsjahren entstanden eine große Anzahl von Landschaftsbildern in Öl und Aquarell, sowie Stilleben und Portraits. Sobald das Reisen wieder unter normalen Umständen möglich wurde, setzte August Kutterer seine Studienreisen nach Frankreich, in die Schweiz und nach Holland erneut fort.

Schon früh hatte er damit begonnen seine Kenntnisse weiterzugeben. So erteilte er Malunterricht an Privatschüler und seit 1950 war er Leiter einer Malklasse an der Karlsruher Volkshochschule. Im gleichen Jahr begann er ebenfalls seine Jurorentätigkeit als Mitglied der Jury innerhalb des Vorstandes des Badischen Kunstvereins auszuüben. Seine letzte Studienreise führte ihn noch einmal nach Italien. Dort entstanden zahlreiche Aquarelle und eine große Anzahl von Skizzenblättern.

Am 25. September 1954 starb August Kutterer unerwartet im Alter von 56 Jahren an Herzversagen. Er hinterläßt seine Ehefrau Elise und seine Tochter Gisela.

August Kutterer ist Maler und Graphiker, wobei die Malerei eindeutig überwiegt. Sein Oeuvre umfaßt Ölgemälde, Aquarelle und auch Wandbilder in der Friedhofskapelle in Daxlanden und in der Gewerbeschule in Bruchsal.

Erstmals wird in dieser Ausstellung dem Stilleben und dem Portrait im Schaffen August Kutterers mehr Aufmerksamkeit zu teil, als dies bisher der Fall gewesen ist.

Stellt man sich die Frage wie seine künstlerische Entwicklung zu werten ist, so ist zu Beginn seines Schaffens die "Handschrift" seines Lehrers Hermann Goebel in seinen Landschaftsbildern unverkennbar, ebenso Albert Haueisen, der eine Vorliebe für erdige Töne in seinen Arbeiten hatte. Auch sind in vielen Bildern die Anklänge sowohl der französischen, als auch der deutschen Impressionisten Max Liebermann (1847 - 1935), Max Slevogt (1868 - 1932) und Lovis Corinth (1858 - 1925) ansatzweise spürbar.

Der Effekt der flüssigen, luftigen und farbenreichen Malweise läßt sich auf den Gemälden genauso wiederfinden, wie das Einfangen des Gesehenen zu einer ganz bestimmten Tageszeit unter ganz bestimmten wechselnden Lichtverhältnissen im Freien.



Zu seinem eigenen unverwechselbaren Stil findet August Kutterer um 1930 herum, als er sich von dem Stil seines Lehrers Goebel zu lösen beginnt. Sein Duktus wird von nun an großzügiger und freier, und auch eine starke Vereinfachung ist ansatzweise in einigen seiner Arbeiten zu beobachten. Seine Farbpalette wird heller und nuancenreicher, erdige Töne findet man von nun an immer seltener.



Bisher wurde jeweils das Landschaftsbild in August Kutterers Werk als seine Stärke hervorgehoben. Dies ist zweifellos der Fall, seine Stilleben und Portraits stehen dem Landschaftsbild allerdings in nichts nach. Somit wird bewußt in dieser Ausstellung das Stilleben und das Portrait gleichwertig gegenüber den Landschaften in Öl angesehen.

Auch hier werden Stimmungen erfaßt und eingefangen, werden Krüge, Flaschen, Schalen und Obst mit der entsprechenden malerischen Fertigkeit wiedergegeben. Es handelt sich um sorgfältig angeordnete Gegenstände auf die das Licht fällt und welche Schatten werfen.


Auch bei diesen Arbeiten kann das Suchen nach dem eigenen Stil deutlich verfolgt werden. Nicht anders bei den Portraits. Der persönliche Bezug welcher der Künstler zu diesen Personen hatte wird spürbar, jedes Portrait erzählt eine Geschichte für sich. August Kutterer gelingt es auch hier eine Stimmung zu erzeugen und die dargestellten Personen beginnen somit näher an den Betrachter heranzurücken. Je länger man sie betrachtet, desto vertrauter scheinen diese mit einem selbst zu werden.


Nicht nur die Landschaft im warmen Sommerlicht oder ein Garten mit satten, kräftigen Farben, oder gar die verschneite Landschaft mit ihren zarten, farblichen Übergängen, nicht nur ein Bauernhaus als einfaches Motiv oder die nebeligen Landschaften und wolkenverhangene Himmel spiegeln den eigenen Stil August Kutterers wieder, sondern auch in all seinen Stilleben und Portraits wird dieser von ihm spürbar zum Ausdruck gebracht.



August Kutterer hat nie versucht in Richtung Abstraktion zu gehen. Haben sich nach dem Zweiten Weltkrieg viele Maler dieser Strömung angeschlossen, so blieb er seinem Malstil treu, auch wenn hier und da innerhalb seines Werkes Ansätze zu erkennen sind.



Dies zeigt, daß er sich nicht von aufkommenden Neuerungen in der Kunst beeinflussen ließ. Scheint man auf dem ein oder anderen Bild auch vereinfachte Formen erkennen zu können, so beschränkte er sich bei dieser neuen Art des Malens auf einige wenige Versuche.

Durch die gezeigten Werke soll es dem Betrachter ermöglicht werden, einen August Kutterer kennen zu lernen, der nicht nur mit seinen Landschaftsbildern überzeugt, sondern auch Stilleben und Portraits auf eine ganz individuelle Art, harmonisch in sein Gesamtwerk mit einfließen läßt.

Thomas Angelou M.A., veröffentlicht zum 100. Geburtstag August Kutterers