Biografie

1898 Am 5.6. in Daxlanden geboren als Sohn
des August Kutterer, Lithograph (1864 -1936)
und der Friederike, geb. Schwall (1868-1946)
Die Familie Kutterer hatte 4 Kinder.
August Kutterer
1912-16 Nach der Schulentlassung Lehre
bei einem Dekorations- und Kirchenmaler
1916-18 Soldat im 1. Weltkrieg
1919-26 Studium an der Kunstgewerbeschule,
ab 1920 an der Kunstakademie in Karlsruhe
als Meisterschüler von Albert Haueisen
und Hermann Goebel
1922 Heirat mit Elise, geb. Reiser
1923 Geburt der Tochter Gisela
Seit 1926 freischaffender Maler in Karlsruhe-Daxlanden
1927 Badischer Staatspreis für Malerei
1928 1. Preis für das Porträt "Dame mit Hut"
bei Porträtausstellung in Düsseldorf
  Es folgen Ausstellungen in Baden-Baden, Eisenach, Hamburg, Berlin und in Holland,
zahlreiche Studienreisen in Deutschland, nach Frankreich, Italien, Holland und in die Schweiz.
1939 Eine Einladung zur Ausstellung bei der Galerie Bernheim Jeune in Paris
konnte wegen der politischen Lage nicht angenommen werden.
1939-45 Teilnahme am 2. Weltkrieg
Bis 1946 Kriegsgefangenschaft
Ab 1950 Leiter einer Malklasse der Volkshochschule Karlsruhe
Mitglied der Jury des Badischen Kunstvereins
1954 Am 25.9.1954 Tod durch Herzversagen

 

August Kutterer hat seine Bilder sehr selten datiert. Einige Datierungen stammen von seiner verstorbenen Frau.

 

 

Literatur

 

L. Vollmer, 3,1956 S. 145
Kat. 100 Jahre Akademie der Bildenden Künste "Die Schüler" 1954 S. 13
Ausstellungsfaltblatt der Stadt Karlsruhe: August Kutterer 1973
L. Mülfahrt: Kleines Lexikon Karlsruher Maler 1980
Kat. "Kunst in Karlsruhe" 1900-1950, Karlsruhe 1981
Roswitha Baurmann-Riegger: Badische Biographien, 1987, S. 117

 

 

Begegnung mit August Kutterer

 

August Kutterer[Kutterer] unterrichtete von 1948 -1952 Schülerinnen der Kostümbildnerin Margarethe Schellenberg und leitete ab 1950 eine Malklasse an der Karlsruher Volkshochschule. Daneben hatte er noch zahlreiche Privatschüler.

In jenen Jahren habe ich als Schülerin von Margarethe Schellenberg August Kutterer kennen- und schätzengelernt. Ich sehe ihn noch ganz deutlich vor mir: In seiner ruhigen, bedächtigen Art mit der Pfeife im Mundwinkel kam er mir immer ein wenig wie ein Holländer vor. Holland war ja auch für ihn wie eine zweite Heimat, aus der er immer wieder fruchtbare Anregungen mit nach Hause brachte. Die Ruhe und Gelassenheit, die von ihm ausging, übertrug sich unmerklich auch auf uns Schüler. Wenn man die Ateliertür hinter sich geschlossen hatte, blieb die turbulente Welt draußen, und man konnte sich ganz auf die Arbeit konzentrieren. Hatte er etwas zu korrigieren, geschah es sachlich, freundlich und ohne jede Schärfe. Nie wollte er jemandem seine eigene Art aufdrängen.

Als ich fast 25 Jahre später bei der Vorbereitung einer Ausstellung im Karlsruher Rathaus August Kutterers Bildern begegnete, war es wie ein Wiedersehen mit ihm selbst. Denn in seltener Deutlichkeit spiegelt sich in ihnen sein Wesen.

Kutterers Hauptthema war die Landschaft, in deren Stimmungen er sich einfühlte. Nie hätte er in die Stadt, in ein Hochhaus gepaßt - die Natur war sein Lebenselexier, ohne sie wäre er nur ein halber Mensch gewesen. Seinem ausgeglichenen Naturell entsprechend schilderte er die Landschaft von ihrer harmonischen Seite. Mit den Malutensilien zog er hinaus ins Freie, nicht nur an lauen Frühlingstagen oder in der Sonnenwärme, auch Schnee und Eis scheute er nicht, wenn ihn ein Motiv fesselte. Im spontanen Naturerlebnis lag die Quelle seiner Malerei, theoretische Erwägungen über Farbe und Form waren demgegenüber zweitrangig.
[...]

Saumsee, Gewässer mit Ufer und Dorf im Hintergrund, Daxlanden Ein beredtes Zeugnis dafür, wieviel ihm die Natur bedeutete, ist sein engagierter Einsatz für die Erhaltung der Daxlander Saumseen, deren Vernichtung in den 50er Jahren er im letzten Moment verhindern konnte.

Wie als Maler so hat sich August Kutterer auch als Mensch überall Sympathien erworben. Sein gastfreundliches Haus in Daxlanden war der Mittelpunkt eines großen, stets willkommenen Freundeskreises. Er liebte das Gespräch und brauchte den Austausch mit Gleichgesinnten. Über diesen engeren Kreis hinaus wurde August Kutterer auch bei den übrigen Karlsruher Malerkollegen wegen seiner toleranten Art, seiner Bescheidenheit und seines sicheren Urteils stets hochgeschätzt. Seine langjährige Tätigkeit als Jury-Mitglied des Badischen Kunstvereins ist ein Beweis für das Vertrauen, das ihm von allen Seiten entgegengebracht wurde.

von Dr. Helga Walter-Dreßler
aus August Kutterer - Ein badischer Landschaftsmaler,
veröffentlicht zum 90. Geburtstag

 

 

Eine Kindheit zwischen Bildern

 

Gedanken zum 90. Geburtstag des Künstlers von seiner Enkelin Dr. med. Elisabeth Schmitt.

August KuttererLieber Großvater!

Meine Gedanken zu Deinem 90. Geburtstag möchte ich in der vertraulichen Form eines Briefes zum Ausdruck bringen, meines ersten und bisher einzigen Briefes an Dich. Bei Deinem frühen Tod war ich ja erst eineinhalb Jahre alt.

Nun, inzwischen bin ich schon lange kein Kind mehr, im Gegenteil, heute fordern mich unsere Kinder zu der nicht immer einfachen Aufgabe der Erziehung heraus. Ja, da macht man sich manchmal schon Gedanken, da wird oft die eigene Kindheit wieder greifbarer, manches sogar begreifbar, und für vieles wird man dankbar. Und gerade aus dieser Dankbarkeit Dir gegenüber haben mich meine beiden Geschwister gebeten, auch in ihrem Namen zu schreiben.

Du hast uns nämlich etwas hinterlassen, was Kinder brauchen, um etwas von der Sinnhaftigkeit des Lebens zu erfassen, zu erahnen, zu erspüren: Deine schönen Bilder, die uns von frühester Kindheit an wie selbstverständlich begleitet haben. Obwohl wir Dich nicht kannten, warst Du doch nah. In Deinen Bildern konnten wir Dir begegnen, durch Deine Bilder hindurch konnten wir die Welt betrachten lernen. In dem nach Deinem plötzlichen Tod verschlossenen Atelier erspürten wir Kinder etwas wie Ehrfurcht vor dem schöpferischen Tun. Da stand noch die Staffelei, da war noch die Ölfarbe und der Geruch nach Terpentin. Nicht durch den Verstand haben wir als Kinder etwas vom Sinn des Lebens erkannt, nein, mit dem Herzen haben wir Sinn des Lebens erahnt. In unserer alltäglichen Begegnung mit Deinen Bildern haben wir gespürt: Ein Bild malen ist sinnvoll. Der schöpferische Akt trägt den Sinn in sich selbst. Denn beim Malen geht es ja dem Maler nicht um seine eigene Person, sondern er ist ganz hingegeben an sein Tun. Er vergißt sich sozusagen selbst, geht ganz auf in dieser Hingabe, er verliert sich selbst, und gerade dadurch wird er ganz er selbst. Was hat uns diese "Herzensweisheit" im Zeitalter der Selbstverwirklichung bedeutet? Eigentliches Menschsein geschieht gerade nicht im Bezogensein auf die eigene Person, sondern in der Preisgabe seiner selbst, im Sich-ausliefern, in der Begegnung mit dem Du. Selbstverwirklichung setzt die Selbstvergessenheit in der Hingabe an eine Aufgabe oder eine Person voraus. So bin ich ganz sicher, daß Deine Bilder uns geholfen haben, Sinn im Leben zu finden.

Schlittschuhbahn im Stadtgarten Doch das ist nicht alles. Ich erinnere mich genau, daß ich die vielen Bilder um uns herum auch als Verpflichtung erfahren habe, als Treue zu einer einmal erkannten Berufung, als Haltung der Welt gegenüber. Wie es dazu kam? Nun, irgendwie findet man Dich hinter jedem Bild wieder; Du scheinst unabhängig von modischen Strömungen gewesen zu sein, über Jahre Dir selbst treu, nicht käuflich. Das haben wir auch immer wieder aus den Erzählungen der Großmutter erfahren. Mich hat als junges Mädchen gerade diese unbestechliche Haltung fasziniert. Dahinter konnte ich mich stellen, da konnte ich mich selbst wiederfinden. Das war schon etwas in den späten 60er Jahren, als so vieles im Umbruch war, und alles in Frage gestellt wurde. Vielleicht ist das allein schon Grund genug, Dir diesen Brief zu schreiben.

Kurz gesagt, wir sind dankbar, Deine Enkel zu sein, dankbar, etwas von Deiner geistigen Haltung noch an Deine Urenkel, unsere Kinder, weitergeben zu dürfen. - Sozusagen ein bißchen Erziehungsaufgabe bei Dir abzuladen. -

So fühlen wir uns auch heute Dir sehr nahe verbunden.

Deine Elisabeth, Martin und Brigitte